Wie lange hält Marco (17) das noch durch?
Nach der heutigen Verhandlung steht fest: Der Schüler aus Uelzen bleibt weiter in Untersuchungshaft. Der Prozess wurde erneut vertagt.
Das Verfahren soll am 20. November fortgesetzt werden. Die Hoffnung von Marcos Familie und seinen Anwälten auf eine Freilassung hat sich wieder zerschlagen. Stattdessen liegen vor dem Schüler jetzt weitere ungewisse, zermürbende Wochen im türkischen Gefängnis.
In dem spektakulären Fall wird Marco vorgeworfen, die 13-jährige Britin Charlotte M. missbraucht zu haben. Seit fast 200 Tagen sitzt er deshalb in U-Haft.
Das der Prozess erneut vertagt wurde, überrascht wenig.
BILD erfuhr: Die Richter wollen bei Istanbuler Medizinern ein drittes Gutachten bestellen, wie intensiv der Kontakt zwischen Marco und Charlotte war. Außerdem ist Charlottes Aussage noch immer nicht eingetroffen!
Warum fehlt Charlottes Aussage noch immer?
Der offizielle Weg ist lang! Vom britischen Polizeirevier geht ihre Aussage über das britische Justiz- ans Außenministerium. Von dort über das türkische Außen- zum Justizministerium – und dann erst zum Gericht.
Warum muss Charlotte nicht persönlich erscheinen?
Ihr Anwalt Ömer Aycan hat ein Attest vorgelegt: Charlotte leide psychisch, befindet sich in Behandlung.
Was steht in den bisherigen zwei Gutachten?
Die wurden zwar vom selben Arzt erstellt, enthalten aber gegensätzliche Aussagen. Erst wird von Sperma-Spuren und Geschlechtsverkehr berichtet, im zweiten Gutachten wird Marco dann entlastet: „Es war kein Geschlechtsverkehr.“ Unklar ist, wieso der Arzt zu den gegensätzlichen Erkenntnissen gekommen ist.
Muss Marco bei einer Verurteilung wirklich 15 Jahre in Haft, wie es Charlottes Anwalt fordert?
Nein. Weil er unter 18 ist, drohen ihm maximal acht Jahre Jugendhaft. Seine Chance:
Die U-Haft würde angerechnet, nach einem Jahr könnte er nach Deutschland abgeschoben werden. Hier würde die Strafe verkürzt und zur Bewährung ausgesetzt.