Bremen – Auf dem Foto lacht der kleine Kevin. Es ist das einzige Dokument, das an sein kurzes, trauriges Leben erinnert. Niemand vermisste ihn, als er starb, zu Tode gequält, mit 24 Knochenbrüchen, gerade mal zwei Jahre alt. Fünf Monate später wurde er tot im Kühlschrank gefunden!
Stiefvater Bernd K. (42) steht seit gestern wegen Totschlags vor Gericht. Um 9.18 Uhr wird er in Handschellen in Saal 218 des Bremer Landgerichts geführt. Dann verliest der Staatsanwalt die Anklage.
BILD DOKUMENTIERT DAS PROTOKOLL DES GRAUENS.
„Der Angeschuldigte wirkte mit erheblicher Kraftentfaltung gezielt auf Kevin ein, wobei er dem Kind unter anderem Brüche beider Unterschenkel sowie eine komplexe Fraktur der Schädelkalotte zufügte. Des Weiteren einen Bruch des rechten Schienbeins sowie Hämatome und Weichteilschwellungen an diversen Körperpartien, unter anderem am Penis und den Hoden sowie am Unterbauch.“
Der Staatsanwalt weiter: „Er fügte ihm Frakturen des rechten Unterarmes, des rechten Schienbeines sowie eine Fraktur des linken Oberschenkels mit vollständiger Durchtrennung des Knochens zu. Die Frakturen erfolgten vermutlich durch unmittelbare stumpfe Gewalt oder durch Einwirken mittels Hebelkraft etwa durch Fixieren und nachfolgendes Biegen.“
„Alle Verletzungen verursachten bei dem Kind extreme Schmerzen. Bei der Fraktur des Oberschenkels kam es zu einer Öffnung der Markhöhlen, was eine Ausschwemmung von Fetttröpfchen in die Blutbahn erwirkte, welche eine Fettembolie der Lunge sowie ein Pumpversagen des Herzens nach sich ziehen.“
Der Staatsanwalt über den Tod des Jungen: „Kevin verstarb nach einer nicht mehr genau feststellbaren Zeitspanne zwischen vermutlich zehn Minuten und zwei Tagen an Herzversagen.“
Eine Polizistin fand die kleine Leiche. Sie sagte aus: „Wir haben im Kühlschrank nachgesehen, dort das Bündel in einem Wertstoffsack entdeckt. Es roch nach Verwesung. Ich glaube, da waren auch überall Maden drin.“
Kevins Ziehvater nahm die Anklage unberührt zur Kenntnis, machte sich Notizen. Er hat nie gestanden, schweigt. Die Staatsanwaltschaft will ihm Mord nachweisen. Dann droht ihm lebenslange Haft.