Ihre Sketche sind Klassiker. An der Seite von Komiker-Legende Loriot brachte Evelyn Hamann ganz Deutschland zum Schmunzeln – als „Fräulein Hildegard“ im legendären Nudel-Sketch, als „Frau Hoppenstedt“, die von ihrem „Jodel-Diplom“ schwärmt. Oder als TV-Ansagerin in (Sprech-)Nöten...
In der Nacht auf Montag starb die Schauspielerin nach „kurzer, schwerer Krankheit“ im Kreise ihrer Angehörigen, teilten ihre Freunde mit. Sie wurde nur 65 Jahre alt.
„Mit Evelyn habe ich eine treue Partnerin - und wir alle eine wunderbare Schauspielerin verloren, der es immer gelang, die heiklen Seiten des Lebens durch Komik zu überwinden“, sagte von Bülow in der ARD-Talksendung „Beckmann“. „Liebe Evelyn, Dein Timing war immer perfekt, nur heute hast Du die Reihenfolge nicht eingehalten. Na, warte...“
Trauer um Evelyn Hamann!
Schon seit längerer Zeit, so ihr Manager Hans Dieter Weverinck, sei sie schwer krank gewesen. Nach dem Abschluss ihrer letzten Tournee Ende 2006 habe sie keine neuen Projekte mehr angehen können.
„Obwohl wir wussten, dass wenig Hoffnung bestand, sind wir jetzt alle unendlich traurig.“
So wie Millionen Fans, die die gebürtige Hamburgerin vermissen werden.
Ihren 60. Geburtstag feierte sie noch strahlend – bei einer Überraschungsgala, die im TV ausgestrahlt wurde. Dabei durfte natürlich auch ihr Entdecker, Star-Komiker Loriot (eigentlich Vicco von Bülow), nicht fehlen. Wie in alten Zeiten saßen die beiden auf dem Sofa – in Erinnerung an ihre gemeinsamen Sketch-Produktionen in den 70er Jahren.
Die Gags – bis heute unvergessen: So wie der Nudel-Sketch, in dem Evelyn Haman mit ihrem Galan beim Italiener sitzt – und fassungslos mit ansieht, wie der sich ein Stück Spaghetti ins Gesicht schmiert. Und ihre zaghaften Hinweise rigoros ignoriert.
Als Frau Hoppenstedt erarbeitet sie sich mit ihrem Jodel-Diplom nicht nur etwas „Eigenes“. Sie feiert mit der Familie auch schrecklich-schöne Weihnachten – mit Gatte und Kind Dicki – und Loriot als Opa Hoppenstedt. Während der Papa aus Dickis Bausatz ein Kernkraftwerk aufbaut und im Hintergrund Weihnachtslieder dudeln, mault Opa Hoppenstedt rum, will lieber seine Märsche hören.
Ein Glanzstück: ihr Auftritt als TV-Ansagerin, die sich an einer Zusammenfassung einer Krimi-Serie versucht – und an der englischen Aussprache und vor allem am „th“ scheitert. Mit todernstem Gesicht selbstverständlich...
Evelyn Hamann, die aus einer Hamburger Musikerfamilie stammt, hatte ihre Karriere Ende der 60er Jahre am Theater begonnen, nach der Schauspielausbildung in Hamburg.
Seit 1976 Zusammenarbeit mit ihrem Entdecker Loriot – und der Durchbruch. Sie sei sein „Glücksfall“ gewesen, schwärmte er von ihr.
Ein Traumpaar – zuerst in den TV-Sketchen (1976 bis 1979), später auch in den Kino-Filmen „Ödipussi“ (1988) und „Pappa ante Portas“ (1991).
Seit Anfang der 90er Jahre begeisterte Evelyn Hamann die TV-Zuschauer mit „Geschichten aus dem Leben“ und mit ihrer Rolle als clevere Hamburger Sekretärin Adelheid, die all die Mörder schnappt, die ihren Polizisten-Kollegen entwischen.
Aus ihrem Privatleben wurde wenig bekannt. Sie war einmal verheiratet, lebte zuletzt zurückgezogen in ihrer Heimatstadt Hamburg.
Für ihre Leistungen wurde Evelyn Hamann mehrfach ausgezeichnet – u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz, der Goldenen Kamera, dem Bayerischen Fernsehpreis. Auch zur Ehren-Polizistin wurde sie ernannt – in Anerkennung ihrer Ermittlungserfolge als „Adelheid“.