Guido Skorna war Kapitän der Nationalelf der geistig Behinderten, die bei der WM Dritter wurde. Vom Ruhm ist nichts geblieben. Er fühlt sich ausgenutzt.
Erinnern Sie sich noch?
Es war das Sommermärchen, Teil zwei. Fußball-Deutschland feierte im September 2006 die Nationalmannschaft der geistig Behinderten
(IQ unter 75).
Christoph Daum wurde als WM-Trainer und Galionsfigur verpflichtet, 30000 Fans kamen zum Eröffnungsspiel in Duisburg, 22500 zum Endspiel in Leverkusen. Deutschland wurde Dritter.
Doch aus dem Sommermärchen wurde ein Albtraum. Der damalige Kapitän Guido Skorna (23) klagt an: „Man hat uns einfach vergessen und alleine gelassen!“
Ein kleiner Ort in der Nähe von Eschweiler. Hier lebt Skorna im ersten Stock direkt an der Hauptverkehrsstraße mit seiner neuen Freundin Katharina (22).
„Es war ein tolles Erlebnis“, sagt er über die Zeit der WM in Nordrhein-Westfalen. „Man dachte, dass es so weitergehen wird, dass unser Leben ein bisschen besser werden würde.“
Aber nichts wurde besser. Skorna verlor im März seinen Job als Einzelhandelskaufmann bei einem Selbstbaumarkt. Der Zeitvertrag lief aus, neue Arbeit gab es nicht.
Er lebt von 416 Euro Arbeitslosen-Geld I, muss davon 290 Euro für Miete bezahlen.
Auch sportlich ging’s bergab. In der vergangenen Saison spielte er noch in der Verbandsliga Mittelrhein. Jetzt ist er nur noch defensiver Mittelfeldspieler für Rhenania Eschweiler II in der Kreisliga B.
Die Arbeitslosigkeit warf ihn völlig aus der Bahn. Er gibt zu: „Ich hatte Alkohol-Probleme. Oft saß ich da, trank schon morgens Bier und nachmittags Wodka.“
Erst als er im Sommer seine neue Freundin kennenlernte, bekam er die Dinge wieder in den Griff.
Wie konnte es so weit kommen?
„Skorna“, sagt Willi Breuer, „ist kein Einzelfall in dieser Mannschaft. Ihm geht es sogar noch relativ gut.“ Breuer trainierte 15 Jahre lang die Behinderten-Nationalmannschaft. Doch im März trat er zurück.
„Ich konnte und wollte nicht mehr“, sagt Breuer. „Der Verband hat die Jungs im Stich gelassen. Ich habe mehrmals darauf hingewiesen, dass sie nach der WM in ein Loch fallen werden, wenn sie keine psychologische Hilfe bekommen.“